Dienstag, 11. März 2008

Träume sind Schäume?

Ich träume oft in der Nacht. Manchmal kann ich mich an drei oder vier Träume erinnern. Meist sind es sehr fantasievolle Träume, oft auch lustig. Selten schlimme oder belastende Träume. Sehr oft begleitet mich ein besonderer Mensch in meinen Träumen.

Ich habe mich vor ein paar Tagen mit meiner Mutter über Träume unterhalten. Bei ihr ist es ähnlich. Und plötzlich schwenkte sie scheinbar vom Thema um und erzählte mir, daß sie heute noch oft davon träumt, was sie im Frühjahr 1945 als junges Mädchen in der Realität erlebt und gesehen hat, weil sie ihr Pflichtjahr in der Küche einer Munitionsfabrik abgeleistet hat.

Ein Güterzug, dem eine gestreifte Masse von KZ-Häftlingen entkriecht. Lärm, Schreie, bellende Hunde, die an den Ketten zerren. Ausgemergelte Menschen - fast mehr Hunde und Bewacher als Häftlinge, unglaublicher Lärm. Eine Menschenmasse, die in die ehemalige Schächten des Kohlebergbaus gestürzt werden soll, damit sie vom Erdboden verschwindet. Durch die Lüge eines beherzten Menschen wurde das verhindert. Er erklärte, daß die ehemaligen Schächte zugeschüttet worden seien. Dabei waren sie nur mit Holzbohlen abgedeckt und zur Sicherheit mit Blumenkübeln dekoriert worden. Sie erzählte mir von den italienischen Zwangsarbeitern, die eben diese Kolonne heimlich mit Brot versorgt hat. Sie erzählte mir von den wimmernden Menschen, die um ihr Leben bettelten, weil sie aus Kräftemangel nicht mehr weiter laufen konnten und am Wegesrand ermordet wurden. Die Häftlingskolonne, die in diesem Dorf ihr Ende finden sollte, setzte den Weg ins Ungewisse fort und wurde wenige Stunden später von den Amerikanern abgefangen...

Mir dies zu erzählen, ist meiner Mutter wirklich sehr schwer gefallen. Ich konnte ihre innere Bewegung mehr als deutlich spüren, die Worte kamen etappenweise, sie mußte immer wieder um die Worte ringen, die Stimme wollte nicht mitmachen. Sie hat es noch einmal erlebt, weil sie darüber sprach.

Für das, was ich jetzt denke und fühle, finde ich keine Worte.

Aber meiner Mutter möchte ich danken - für ihre Liebe...

1 Kommentar:

Bär-Bellinda hat gesagt…

Bitte laßt diesen Eintrag unkommentiert.

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