Montag, 6. Dezember 2010

So sind sie, die Hallenser!

Irgendwie mag ich sie ja. Hab ich doch lange genug dort gelebt, um mit der Mentalität klar zu kommen. Und sicherlich auch lange genug, um die Mentalität ein wenig ganz schön anzunehmen. Nun bin ich aber seit fast 4 Jahren fort und da glättet sich einiges.

Ich habe schon fast nicht mehr gewußt, wie schön sich der Dialekt anhört. So ein wenig Singsang für die Ohren, spezielle Wortwahl - Hallesch eben! Kann ich nicht wirklich mehr sprechen, wobei ich nicht glaube, daß ich das Echte jemals richtig konnte, bin ich doch dort nicht geboren und habe meine frühkindliche Prägung noch anderswo her. Ich konnte mich schon als Kind nie daran gewöhnen, dass mich Freunde beim Abholen fragten: "Kommst du runter?" Ich wohnte doch schon unten, Parterre. Tiefer ging doch nicht mehr. Höchstens Keller. Aber das Motschekiebchen liebe ich noch heute...

Jedenfalls sind wir am Wochenende ist das totale Schneechaos geraten. In Halle. So gefühlte 2,50m Schnee, die Hauptverkehrsstraßen notdürftig geräumt, die Fußwege mit irgendeiner bräunlichen Pampe gestreut, die den Schnee wunderbar locker werden ließ. Laufen war nur wie auf Eiern möglich, weil die Füße einfach keinen Halt gefunden haben. Also mal auf in die Strassenbahn, immerhin fuhr jede zweite.  Und anscheinend wollten halb Halle zum Weihnachtseinkauf und die andere Hälfte zum Weihnachtsmarkt. Die Bahnen waren schon rappelvoll, alles drängte sich am Ausgang. Niemanden störte es, dass die Mitte der Strassenbahn noch leer war und genügend Platz für die Einsteigewilligen gehabt hätte. Leider gibt es nur zwei Türen in der Bahn. Und irgendwie müssen die Drinsitzenden und bereits Stehenden  ja an ihrer Wunschhaltestelle herauskommen, also bleibt man gleich am Eingang stehen. Ist doch logisch, oder? Bis eben dieser Eingang so verstopft ist, dass gar keiner mehr reinkommt. Und kurz mal aussteigen und jemanden durchlassen geht auch nicht, weil man ja dann eventuell nicht wieder reinkommen könnte und dann blöd vor der Tür steht. Wenig beeindruckend war auch die Rede des Fahrers, daß ja gleich die nächste Bahn hinterher kommen müsse und die dann Platz hat. Neee, das geht mal gar nicht, da wo der Hallenser steht, steht er! Und wenn es in der Eingangszone ist.

Nun bin ich mir dessen als ehemals fast Einheimische bewußt, die logische Konsequenz ist Anpassung. Also quetsch ich mich erst mal in die Tür und bin drin. Schads motzt von draußen, hat aber keine Wahl, auch er muss sich reinquetschen. Wenn die Bahn die Tür schließt, bin ich mit weg und er steht da...  Allerdings waren wir die letzten Passagiere, die da einsteigen konnten. Bis in die freie Mitte sind wir allerdings auch nicht gekommen. Denn: wo der Hallenser steht, steht er....

Übrigens kann man sich auch bestens vor die Rolltreppe stellen und die hochfahrende Leute beobachten. Da macht es auch nix, wenn man den Einstieg für die nächsten Hochfahrwilligen blockiert. Da, wo der Hallenser steht.... Aber ich glaub, das schrieb ich schon mal.

5 Kommentare:

Paderkroete hat gesagt…

zu gut geschrieben *lach* ich stell mir das grad so bildlich vor :-)))))

Bär-Bellinda hat gesagt…

Ja, putzig waren auch die Fahrwilligen, die vom Schads an die andere Tür geschickt wurden: "Gehen Sie nach vorne, da ist mehr Platz!" Tatsächlich rannten einige Jugendliche nach vorne, um genau vor der gleichen Situation zu stehen und letztendlich doch nicht einzusteigen. Ein anderer Fahrgast fing mit Diskussionen an: "Wir müssen zusammenhalten, dann schaffen wir das! Früher hätte es das nicht gegeben!"

Ich muss heute noch drüber lachen, aber Schads wird wohl nie wieder Strassenbahn mit mir fahren ;-)

Anonym hat gesagt…

Solche Leuts gibbes nich nur in Halle, gell? ;) Bist hoffentlich gut zugeknöpft wieder aus der Straßenbahn gestiegen... Liebe Grüße aus dem Umland.

Anonym hat gesagt…

nich nur das motschekiebchen, auch der schnatzcher jehört zu halle wie der händel :-)

magaluisa hat gesagt…

Hey, ich bin auch "erst" mit vier nach Halle gekommen und mit 18 (leider) wieder weg, aber für mich ist Halle meine Heimat und wird es wohl immer bleiben. An meine ersten vier Lebensjahre in Karl-Marx-Stadt kann ich mich ja nun wirklich kaum erinnern, und in Halle habe ich meine gesamte Schulzeit rumgebracht.
Würde mich ja mal interessieren, woher du kamst und wie lange das her ist.
Ich liebe den Dialekt auch. Obwohl ich schon seit fast 35 Jahren wieder in Sachsen wohne, höre ich mich auf dem Tonband wie (ein weiblicher) Genscher an. *lol*

Kommentar veröffentlichen

Meine Kautschlichkeiten...

.. sind ausschließlich hier auf meiner eigenen Kautsch entstanden.
Für die Inhalte eventuell verlinkter Kautschbesucher übernehme ich keine Verantwortung.