Irgendwie mag ich sie ja. Hab ich doch lange genug dort gelebt, um mit der Mentalität klar zu kommen. Und sicherlich auch lange genug, um die Mentalität ein wenig
ganz schön anzunehmen. Nun bin ich aber seit fast 4 Jahren fort und da glättet sich einiges.
Ich habe schon fast nicht mehr gewußt, wie schön sich der Dialekt anhört. So ein wenig Singsang für die Ohren, spezielle Wortwahl - Hallesch eben! Kann ich nicht wirklich mehr sprechen, wobei ich nicht glaube, daß ich das Echte jemals richtig konnte, bin ich doch dort nicht geboren und habe meine frühkindliche Prägung noch anderswo her. Ich konnte mich schon als Kind nie daran gewöhnen, dass mich Freunde beim Abholen fragten: "Kommst du runter?" Ich wohnte doch schon unten, Parterre. Tiefer ging doch nicht mehr. Höchstens Keller. Aber das Motschekiebchen liebe ich noch heute...
Jedenfalls sind wir am Wochenende ist das totale Schneechaos geraten. In Halle. So gefühlte 2,50m Schnee, die Hauptverkehrsstraßen notdürftig geräumt, die Fußwege mit irgendeiner bräunlichen Pampe gestreut, die den Schnee wunderbar locker werden ließ. Laufen war nur wie auf Eiern möglich, weil die Füße einfach keinen Halt gefunden haben. Also mal auf in die Strassenbahn, immerhin fuhr jede zweite. Und anscheinend wollten halb Halle zum Weihnachtseinkauf und die andere Hälfte zum Weihnachtsmarkt. Die Bahnen waren schon rappelvoll, alles drängte sich am Ausgang. Niemanden störte es, dass die Mitte der Strassenbahn noch leer war und genügend Platz für die Einsteigewilligen gehabt hätte. Leider gibt es nur zwei Türen in der Bahn. Und irgendwie müssen die Drinsitzenden und bereits Stehenden ja an ihrer Wunschhaltestelle herauskommen, also bleibt man gleich am Eingang stehen. Ist doch logisch, oder? Bis eben dieser Eingang so verstopft ist, dass gar keiner mehr reinkommt. Und kurz mal aussteigen und jemanden durchlassen geht auch nicht, weil man ja dann eventuell nicht wieder reinkommen könnte und dann blöd vor der Tür steht. Wenig beeindruckend war auch die Rede des Fahrers, daß ja gleich die nächste Bahn hinterher kommen müsse und die dann Platz hat. Neee, das geht mal gar nicht, da wo der Hallenser steht, steht er! Und wenn es in der Eingangszone ist.
Nun bin ich mir dessen als ehemals fast Einheimische bewußt, die logische Konsequenz ist Anpassung. Also quetsch ich mich erst mal in die Tür und bin drin. Schads motzt von draußen, hat aber keine Wahl, auch er muss sich reinquetschen. Wenn die Bahn die Tür schließt, bin ich mit weg und er steht da... Allerdings waren wir die letzten Passagiere, die da einsteigen konnten. Bis in die freie Mitte sind wir allerdings auch nicht gekommen. Denn: wo der Hallenser steht, steht er....
Übrigens kann man sich auch bestens vor die Rolltreppe stellen und die hochfahrende Leute beobachten. Da macht es auch nix, wenn man den Einstieg für die nächsten Hochfahrwilligen blockiert. Da, wo der Hallenser steht.... Aber ich glaub, das schrieb ich schon mal.